Feldsteinkirche Olderup

Die Olderuper Kirche gehört zu den ältesten der Nordkirche. Ihre Entstehung wird um 1050 n. Chr. vermutet. Zauberhaft ist sie insbesondere dadurch, dass sie im Wesentlichen ihre ursprüngliche Form bewahrt hat und nicht durch Anbauten erweitert wurde. Die Inneneinrichtung ist schlicht und freundlich.

Im Gemeindebrief Nr. 127 vom 28.03.1988 schrieb Pastor Herbert Kiers: „Nach eingehender Beratung des Kirchenvorstandes mit dem Künstler Ulrich Lindow, Schobüll, und nach weiteren Beratungen mit dem Landesamt für Denkmalspflege und der Bauabteilung des Nordelbischen Kirchenamtes sind nunmehr die drei eichenen, reich geschnitzten Tafeln in die Emporenbrüstung in unserer Kirche eingefügt.

Die geistliche Mitte ist das Auge Gottes, oben auf der mittleren Tafel. Wir denken an das Bibelwort: „Und Gott sah an, alles was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut!“ Um dieses Auge herum finden wir ein Dreieck, das uns an die Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist erinnert. Der Strahlenkranz der Sonne, der sichtbare Ausdruck der Schöpferkraft Gottes, erinnert zugleich an den hellen strahlenden Auferstehungsmorgen des 1. Ostertages. Korn und Reben reifen unter den Strahlen der Sonne und sind auch Bilder des Heils, kommt doch in Gestalt von Brot und Wein Jesus Christus selbst in unser Leben. In der Mitte der Tafel ist eine Taube abgebildet. Diese Taube war nach der Sintflut Zeichen des Friedens und ist im Neuen Testament zum Symbol vom Heiligen Geist geworden.“ Außerdem ist auf der mittleren Tafel ein Lamm zu sehen. Bereits im Alten Testament ist das Lamm ein Symbol für die Versöhnung des Menschen mit Gott. Im Neuen Testament wird Christus als das Lamm Gottes bezeichnet. Als Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen sieht, ruft er aus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Joh 1,29)

„Die südliche Tafel hat als Mitte ein Schiff. Das Wort Kirchenschiff ist sehr geläufig. Es vereinigt die Gemeinde unter Gottes Wort, die unterwegs ist im Meer der Zeit zu den Ufern der Ewigkeit. Der Mast dieses Schiffes wird durch eine hohe Rah zum Kreuz. In den beiden oberen Ecken finden wir den Regenbogen, Symbol des Friedens. Durch diesen Zusammenhang zeigt der Künstler uns, wie das Kreuz als unsere Versöhnung mit Gott doch auch vor allem das Zeichen des Friedens ist. Auf der Südseite der Tafel findet sich mitten in den sich hart und scharf aufreckenden Wellen ein kräftiger Anker, ein uraltes Zeichen christlicher Hoffnung. Wenn ein Schiff bei schwerem Wetter durch einen Mastbruch manövrierfähig wird, dann schlagen die harten Wellen gegen die Breitseite des Schiffes und werden es zerstören. Nur wenn das Schiff mit seiner Spitze die Wucht der Wellen zerteilt, hat es eine Hoffnung zu bestehen. Der Anker muss über Bord, damit das Schiff mit der „Nase“ in den Wind kommt.

Von dem Schiff geht ein Netz aus, in dem sich ein großer Fisch befindet. In einer Kirche am See Genezareth gibt es einen uralten Mosaikboden. Nach einer Fotografie von diesem Fußboden hat unser Künstler, Herr Lindow, diesen Fisch gestaltet. Der Fisch war in der Verfolgungszeit der frühen Christenheit ein geheimes Zeichen, mit dem man sich als Christ zu erkennen geben konnte. Die Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes „Fisch“ heißen ins Deutsche übersetzt:Jesus Christus, Gottes Sohn, unser Heiland. Durch Christus werden wir Christen. Aber es ist immer nur der einzelne, der für sich die Entscheidung zum Christsein fällen muss. So ist denn im Netz dieses Schiffes (nur) ein Fisch zu sehen.“

„Auch die dritte Tafel im Norden der Emporenbrüstung ist voller Dynamik. Über die angedeutete Erdkugel ergießen sich in alle vier Himmelsrichtungen die Ströme lebendigen Wassers. Vier Ströme gab es im Paradies, und vier Evangelisten kennt das Neue Testament. Wer die Lutherrose unter unserem Kronleuchter betrachtet, der wird finden, dass die Gestaltung der vier Ströme über der Erdkugel hinaus an die Lutherrose erinnert. Damit deutet der Künstler an, wie das Wort Gottes durch die evangelische Kirche durch Luther starke und frohmachende Kraft zurückgewonnen hat. Im Mittelpunkt dieser vier Ströme befinden sich die Buchstaben P X, wiederum eine Erinnerung an Jesus Christus. Die vier Figuren in den Ecken wollen an die vier Jahreszeiten oder auch an die Lebenszeiten des Kindes, des Erwachsenen, des Alten und des im Grabe ruhenden Menschen erinnern. So hat nun 50 Jahre nach dem Brande unsere Kirche durch diese drei eichernen Tafeln einen  reichen Schmuck durch alt-christliche Symbole in neuer Bearbeitung erfahren. Geb’s Gott, dass sie viele 100 Jahre bleiben.       

Text und Fotos: Karen Wilms

Zum Weiterlesen:

Kirchenbrand 1937

Sitzende Muttergottes mit Kind

Das Kruzifix von Ursula Querner